1941 Alsfeld will jüdischen Friedhof erwerben

Es ist ein purer Zufall, dass der alte jüdische Friedhof in Alsfeld heute noch existiert. Zwischen 1941 und 1942 bemühte sich die Stadt Alsfeld im Rahmen der vom Regime sogenannten „Entjudung des Grundbesitzes“, den jüdischen Friedhof von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zu erwerben, wie aus diversen Dokumenten aus dem Staatsarchiv Darmstadt hervorgeht. Ein Kaufpreis von 300 Reichsmark stand im Raum, der Grundstückswert lag laut Finanzamt bei 700 Reichsmark. Die Alsfelder Ratsherrn kamen aber zu der Entscheidung, dass sie den Friedhof nur kostenlos erwerben wollten.

Im April 1942 teilt der Reichsstatthalter in Hessen dem Alsfelder Landrat mit, dass aufgrund eines Erlasses des Reichsinnenministers Anträge von Gemeinden auf „Zwangsentjudung“ von nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken nicht mit einer Genehmigung rechnen könnten. Im Interesse der Einsparung von Verwaltungsarbeit sollten solche Anträge bis nach dem Kriegsende zurückgestellt werden.
Deutschland verlor den Krieg und kapitulierte. Damit ging der Friedhof nicht in das Eigentum der Stadt und blieb erhalten. Heute ist der Friedhof im Besitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen und wird aufgrund eines Staatsvertrages von der Stadt Alsfeld gepflegt.