Die Geschichte der Alsfelder Brauerei ist noch nicht zu Ende geschrieben

10.09.2010

Am Dienstag, 07.09.2010, am Tage der zweiten Verlegung von Stolpersteinen in Alsfeld, die an die deportieren und ermordeten Alsfelder Juden erinnern sollen, hat Heinrich Dittmar unter dem Titel: „Heute vor 75 Jahren endete Brauerei-Ära Wallach“ einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungsarbeit an die ehemals in Alsfeld lebenden Juden geleistet.

Alsfeld hatte eine prosperierende Brauerei, die bis 1935 der jüdischen Familie Wallach gehörte. Ab Januar 1939 wurde Juden in Deutschland das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen untersag. Mit der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 12. November 1938 wurden die schon vorher durchgeführten 
„Arisierungsaktionen“ abgeschlossen. Überall im Land wurden Juden schon vor 1938 gezwungen, ihre Geschäfte und Firmen weit unter Wert abzugeben.

Den Verkauf der Alsfelder Brauerei an die Genossenschaft der Gastwirte wird man wohl vor dem Hintergrund von Arisierungen bewerten müssen. Laut der Berichterstattung im Lauterbacher Anzeiger von 1935 wurde der Kauf als sehr günstig bezeichnet Dem LA zufolge hatte die Brauerei 1906 beim Bau eine Million Mark gekostet; nun war sie für 425 000 Mark zu bekommen, schreibt Volker Nies in seiner aktuellen Chronik jener Zeit.

In der Oberhessischen Zeitung vom 13.09.2008 heißt es zur wirtschaftlichen Entwicklung der Brauerei: „Nach dem Krieg (der erste Weltkrieg) Brauerei Wallach 3konnte der Absatz bis 1935 stetig gesteigert werden und die Entwicklung verlief günstig. Außerdem konnte der Kundenkreis ausgebaut werden und die technische Einrichtung wurde modernisiert. Von einem enormen Wertverlust beim Verkauf kann man wohl also absehen.

In einer kleinen Chronik der Alsfelder Brauerei heißt es zu diesen Ereignissen lapidar: „1935 wurde aufgrund politischer Ereignisse die von Karl Wallach geführte Brauerei von der neu gegründeten Genossenschaft übernommen“. Das ist zu dürftig, um Licht in diese Geschichte zu bringen.

Man darf erwarten, dass die Alsfelder Brauerei Interesse an der Aufklärung der damaligen Vorgänge zeigt und ihre Unterlagen untersucht. Eine solch große Transaktion wird auch sicherlich mit der Beteiligung der Banken Sparkasse oder Volksbank stattgefunden haben. Also auch die damals beteiligte Bank sollte Interesse zeigen, ihre Rolle bei der wahrscheinlichen Arisierung der Alsfelder Brauerei aufzuklären.