Aus der Oberhessischen Zeitung:
„Bekka und Deborah Fink sind aus Kalifornien nach Alsfeld gereist, um eine Gedenktafel an ihre Großeltern zu enthüllen. Die flohen 1939 vor dem Naziregime aus Hessen nach Amerika. Unterstützt wurde die Familie dabei von der Stadt Alsfeld und dem Förderverein Jüdische Geschichte im Vogelsberg…
Es war die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, als die Großmutter der Amerikanerinnen, Irma Levi (geborene Steinberger), nachts deren Mutter – damals nicht einmal ein Jahr alt – aus dem Kinderzimmer ins Elternschlafzimmer holte. „Als sie am nächsten Morgen in das Kinderzimmer kam, waren die Fenster demoliert, und ein großer Stein lag im Kinderbett“, berichten die Finks. Es war die „Kristallnacht“, das Haus der jüdischen Familie war an der Front beschädigt. Hätte Irma Levi ihre Tochter nicht im Elternschlafzimmer übernachten lassen, Doris wäre wohl durch den Stein getötet worden. Am nächsten Tag fällt für die Familie aus Alsfeld, die sich bis etwa in das Jahr 1769 auf einen Herz Steinberger aus Angenrod zurückverfolgen lässt, die Entscheidung, Deutschland zu verlassen. Die Flucht von Irma und Arthur Levi, die sich in der Textilfabrik kennengelernt hatten, führte 1939 zunächst nach Baltimore. Teile der Familie sind heute über die ganze Welt verteilt, weil Irmas Geschwister Martha und Alfred (Avraham) Steinberger nach Südafrika und Israel flohen. An sie alle sowie an Leopold und Franziska Steinberger erinnert nun am Haus von Fahrrad Schütz die Gedenktafel..
„Um Geschichte erlebbar zu machen, muss sie sichtbar gemacht werden“, ist Paule überzeugt. Die Geschehnisse in der Hersfelder Straße 39 in jener Novembernacht seien nicht nur ein Teil der Geschichte der Familie Steinberger und ihrer Nachkommen, sondern auch eben auch ein Stück Stadtgeschichte. Deshalb sei die Enthüllung der Tafel ein öffentlicher Anlass und nicht nur ein privater, unterstrich der Bürgermeister, der Stadtarchivar Dr. Norbert Hansen für die historischen Recherchen dankte.“