Ein Ausschnitt vom Pressebericht der Oberhessischen Zeitung vom 29.06.2016 zur Jahresversammlung des Heimat- und Kulturvereins Romrod, der sich mit der Spurensuche zum Schicksal der letzten jüdischen Familien von Romrod beschäftigt
„Auslöser für seine Nachforschungen war die öffentliche Darstellung der Auflösung der Romröder jüdischen Gemeinde, wonach im Jahre 1935 die Geschichte der jüdischen Gemeinde ende. Allerdings, so Blaschko, gebe es dort keinerlei Hinweise auf die historischen Umstände, die letztlich den Wegzug und die Flucht der drei Familien Lorsch, Stern und Fischer bewirkt hätten. Er machte deutlich, dass sowohl Opfer als auch Täter Personen der Zeitgeschichte seien und somit auch Täter nicht anonym seien, sondern namentlich genannt werden könnten.
Blaschko berichtete über die teils verschlungenen Wege, teils glücklichen Zufälle, aber auch über die kalten Spuren und Sackgassen bei den Nachforschungen. Er berichtete von der Familie Lorsch, die noch rechtzeitig in die USA fliehen konnte und mit der vor einigen Jahren ein Kontakt über eine zufällig ausgewählte Mailadresse im Rahmen einer Internetrecherche in sehr kurzer Zeit zustande kam. Ebenso über die Familie Stern, deren Weg nach dem Wegzug aus Romrod nach Karlsruhe führte. Nach dem Pogrom 1938 entkam die Tochter Margot mit einem Kindertransport nach England und später nach Südafrika, während Adolf und Klara Stern 1942 in Auschwitz „verschollen“ seien. Auch der Familie Fischer gelang es, von Romrod nach New York zu fliehen, wobei mittlerweile nur die noch nicht aufgespürten Enkel und Urenkel vom Lebens- und Leidensweg des Leopold Fischer und seiner Tochter Elfriede berichten könnten. Ein Beispiel für die Puzzlearbeit, die solche Nachforschungen mit sich bringen, zeigte sich bei der Veranstaltung. Ein Vereinsmitglied las einen bisher nicht bekannten Brief des ehemaligen jüdischen Mitbürgers und Opfers der Vertreibung, Isidor Lorsch, an befreundete Romröder vor, in dem Lorsch zwischen damaligen Romröder Mitbürgern, die den Juden wohlgesonnen waren, und den aktiven Nazis sehr wohl unterscheidet.
Blaschko zog als Fazit, dass aufgrund der bisherigen Ergebnisse der Nachforschungen die Aussage, 1935 ende die Geschichte der jüdischen Gemeinde, so nicht stehenbleiben könne.