„Familie Wallach, wie Millionen anderer Menschen, wurden Opfer des NS-Regimes unter Führung von Adolf Hitler. Bei meiner Spurensuche nach Ihnen, musste ich feststellen, dass nur noch der jüdische Friedhof in Alsfeld stiller Zeuge ihrer einstigen Anwesenheit ist. In dem ehemaligen Wohnhaus der Familie befindet sich heute das Regionalmuseum Alsfeld.
Die Familie Wallach hatten einmal das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Gefüge der Stadt Alsfeld geprägt.
Feist Wallach
Wohlhabender Woll-, Garn- und Leinenhändler aus dem kurhessischen Ottrau. Sein 1. Antrag auf das Indigenat (Bürgerrecht) in Alsfeld vom 29.03.1829 – er wollte seine Geschäfte erweitern – wurde am 5. August d.J. vom Gemeinderat unter Bürgermeister G. J. Ramspeck abgelehnt. Ein weiterer Versuch im selben Jahr wurde 1830 ebenfalls abgelehnt mit der Begründung, dass die Zahl der Juden, die man aufzunehmen brauche, erfüllt sei. Auch zwei weitere Anträge, der letzte 1834, wurden negativ beschieden. Feist Wallach starb 1849 in der Wohnung seines Sohnes Meier in Alsfeld und wurde auf dem Angenröder Friedhof beigesetzt.
Meier/Meyer Wallach
Der Sohn des Feist heiratete am 16.02.1831 Sophie, die Tochter des in Alsfeld wohnenden Isaac Spier. Bereits am 3. November 1830 wurde ihm das Schutzrecht in Hessen-Darmstadt und damit das Wohnrecht in Alsfeld erteilt. Meier wohnte anfangs bei seinem Schwiegervater in der Untergasse, bevor er am 13. Februar 1840 den Forsthof (= Minnigerodehaus, heute Museum) in der Rittergasse kaufte. Er begründete dort einen Wein- und Likörhandel. Mitte des 19. Jahrhunderts baute er eine erste Brauerei am heutigen Bahnhofsvorplatz und begründete in den 70er Jahren einen Holzhandel. Von 1842 bis 1847, 1851 bis 1853 und 1864 war er Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Alsfeld.
Leopold Wallach
Nach dem Tod des Vater Meier leitet er das stetig wachsende Familienunternehmen mit seinem Bruder Hermann weiter. Um 1900 baute er eine neue Brauerei in der Grünberger Straße, wo er sich gegenüber auch ein Wohnhaus baute (Grünberger Straße 73). Von 1893 bis 1898 war Leopold Vorsteher der israelitischen Gemeinde Alsfeld. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Karl die Brauerei, die er erfolgreich weiter ausbaute. Karl war ein hochgeachtetes Mitglied des Gemeinderates in Alsfeld. Kurz vor seinem Tod wurde die Brauerei 1933 in eine Genossenschaft umgewandelt. Der Name Wallach verschwand.
Wilhelm Wallach
Wilhelm, der von 1905 bis 1910 Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Alsfeld war, übernahm nach dem Tod seines Vaters Leopold das Sägewerk, das sein Schwiegersohn, der aus Frankfurt kommende Dipl.-Ing. Karl Salomon, erfolgreich auch über die schwierigen Jahre der Weltwirtschaftskrise rettete. 1938 jedoch wurde das Unternehmen vom Frankfurter Holzhändler Wilhelm übernommen. Nach der Familie Wallach, die bereits 1935 Alsfeld in Richtung Uruguay verlassen hatte, kehrte nun auch die Familie Salomon ihrer Heimatstadt den Rücken zu.
Emil Wallach
Emil, der jüngste Sohn von Meier, war ein bekanntes Familienmitglied, der in der Minnigerodehaus wohnte. 30 Jahre war er Braumeister in der Wallach’schen Brauerei. Mit seinen Neffen Karl und Wilhelm, Söhne seines Bruders Leopold, gründete er 1901 eine Dampfziegelei am heutigen Ringofen, die 1933 arisiert wurde.
Artikel zur Arisierung der Alsfelder Brauerei hier:
Infos zur Familie Wallach hier: